Undzer shtetl brent

Interkulturelle Kammeroper von Ralf Soiron und Christian von Götz Eine Produktion von MUSIKDEBATTE KÖLN

Musik nach Mordechaj Gebirtig von Ralf Soiron Idee, musikalische Konzeption und Libretto von Christian von Götz



Am 4. Juni 1942 wurde der jiddische Komponist und Liedermacher Mordechaj Gebirtig im Krakauer Ghetto von einem deutschen Besatzungssoldaten auf offener Strasse erschosssen.

Gebirtigs jiddische Lieder erzählen in poetischen Melodien und Versen vom jüdischen Leben in Osteuropa, das vom Holocaust komplett vernichtet wurde: Von Shtetl und Ghetto und vom Leben der kleinen Leute in Kazimierz, dem jüdischen Stadtteil Krakaus. Mordechaj Gebirtig war eigentlich Tischler.
„Tagsüber hobelte er an Möbeln und nachts am jiddischen Lied“, sagten Freunde über ihn. Seine Frau und seine drei Töchter wurden 1944 im KZ Plaszów ermordet.

Angesichts des in der Bundesrepublik Deutschland wieder grassierenden neuen Antisemitismus haben sich der Komponist Ralf Soiron und der Opernmacher Christian von Götz künstlerisch intensiv mit der nahezu komplett durch den Holocaust vernichteten Kultur des Shtetls auseinandergesetzt.

Für das neue Projekt des Ensembles MUSIKDEBATTE KÖLN haben sie eine surreale Kammeroper erarbeitet, die auf den späten Texten des 1942 im Krakauer Ghetto ermordeten jiddischen Komponisten und Dichters Mordechai Gebirtig basiert. Musikalisch lassen Ralf Soiron und Christian von Götz in „Undzer Shtetl brent“ die alte jiddische und synagonale Musik mit einer Neu- en Musik, die auf Viertelton-Skalen aufgebaut ist, produktiv kollidieren.

Inhalt

Jom Kippur 1939: Die Nazis sind in Krakau. Der Komponist Mordechai Gebirtig, der sich vor Progrom, Plünderung und Tod fürchtet, verbarrikadiert sich in seiner Tischlerwerkstatt. Doch er gewährt einem geflüchteten und verprügelten Kind Zuflucht. Dieses halbtote Mädchen verlacht seine„mojre-schchojre“ (Traurigkeit) und erklärt Gebirtig, er solle seine Lieder aufschreiben, damit sie erhalten blieben. Er widerspricht: „Was nicht aufgeschrieben ist, kann nicht verbrennen.“ Immer wieder halluziniert das Mädchen. Dann spricht sie mit fremden Stimmen. Gebirtig glaubt, dass ein Dibbuk in ihr stecken würde, der feindliche Geist eines toten Mannes. Der Dibbuk offenbart schrecklichste Visonen: Bilder der kommenden Shoah. Doch das Mädchen stirbt und mit ihr der Dibbuk. Als er das Mädchen im Lehmboden seiner Werkstatt beerdigt, betet Gebirtig für sie das Kaddisch und beginnt mit dem Notat seiner Lieder. „Ikh glojb in der sunn,afile wen si schejnt nikht.“.

Mitwirkende
Musikalische Konzeption/Anleitung Gesangsimprovisationen/Szenische Realisierung: Christian von Götz
Einstudierung/Synthesizer: Ralf Soiron
Projektmanagement: Stefan Mosemann
Dirigent*: Christoph Maria Wagner
Dramaturgie: Bettina Porstmann/Verena Hierholzer/Béritan Akça
Sprachcoach Jiddisch/Dramaturgische Mitarbeit Libretto: Egmont Elschner
Bühnenbildnerische Beratung: Dieter Richter
Grafik Bodentuch: Markus Biemann
Licht: Dominik Vogelgesang

Mit:
Die Frau mit der Asche: Csilla Csövari
Avreml: Dalia Schaechter
Der Kantor: Stefan Mosemann
Das Mädchen: Verena Hierholzer
Mordechai Gebirtig: Egmont Elschner

Flöten: Evelin Degen*
Bassklarinette: Robert Beck*
Violine: Kalina Kolarova*
Violoncello: Elio Herrera*
Schlagzeug: Carsten Langer*
Klarinette: Francois de Ribaupierre**

* Musikalische Nummer 2, 3, 4, 7, 11, 13, 14
** Musikalische Nummer 1, 5, 6, 8, 9, 10, 12


Medien





Hier können Sie sich Programmheft und Einleger ansehen.


   

Team

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Idee/Buch/Regie/Bühne

Christian von Götz


Von Goetz studierte Regie und Musiktheaterregie an der „Hochschule für Musik und Theater“ in Wien und an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ in Berlin. Er inszenierte u.a. an der Komischen Oper Berlin, der Oper Leipzig, der Royal Opera Copenhagen, der Oper Köln, der Hamburgischen Staatsoper, dem Gärtnerplatztheater München, den Opernhäusern in Lissabon und Odessa und beim Edinburgh International Festival.

Mehrfache Nominierungen bei den Kritiker-Umfragen der Fachzeitschrift Opernwelt in der Kategorie »Beste Inszenierung«. Zusammen mit MUSIKDEBATTE KÖLN dort auch Nominierung in der Kategorie »Nachwuchskünstler des Jahres«.

Neben seiner Regietätigkeit ist er auch als Autor für das Musiktheater erfolgreich: 2019 schrieb er für die Oper Köln die Offenbachiade „Je suis Jacques“, deren Uraufführung von Publikum und Presse gefeiert wurde. Sein aktuelles Stück MAZELTOV RACHEL’E feierte an gleicher Stelle im Juni 2021 eine aufsehenerregende Uraufführung. 2021 sind Produktionen von Christian von Götz u. a. an der Oper Köln und der Komischen Oper Berlin zu erleben.

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Komposition/Klavier

Ralf Soiron


Ralf Soiron wurde 1967 in Köln geboren. Mit sechs Jahren bekam er seinen ersten Klavierunterricht und bereits mit zehn Jahren komponierte er seine ersten Stücke. Als Schüler von Georg Kröll dirigierte er mit sechzehn Jahren sein erstes Ensemblestück, wofür er seinen ersten Kompositionspreis erhielt.

Er studierte die Fächer Kompostion bei Prof. Meyer und Prof. York Höller, elektronische Musik bei Prof. Humpert, Klavier und Pädagogik bei Prof. Oldemeyer, Dirigieren bei Prof. Luig an der Musikhochschule Köln, wo er alle vier Hauptfächer mit jeweils einem Diplom abschloss. Zu seinen wichtigsten Erfolgen zählen die Aufführungen seines Klavierkonzertes durch die Junge Deutsche Philharmonie in der Kölner Philharmonie, Hamburger Musikhalle, Frankfurter Alte Oper,Wiener Konzerthaus, Budapester Kongresszentrum (mit einem Mitschnitt und einer Sendung des WDR).

Ralf Soiron spielte den Klavierpart und Peter Eötvös dirigierte. Meisterkurse besuchte er außer bei Peter Eötvös, auch u. a. bei Pierre-Laurand Aimard, Zsolt Nagy, Cristobal Hallfter, Luciano Berio und György Ligeti. Er erhielt mehrere Preise uns Stipendien, so das DAAD-Stipendium, das Stipendium der Academie de Musique Lausanne, das Stipendium der Christoph-Delz-Stiftung für die Sinfonie in 3 (An-)Sätzen, das Wilfried-Steinbrenner Stipendium für seine Oper „Jeux de massacre“ nach Ionesco und den Kompositionspreis der Stadt Bergisch Gladbach.

Ralf Soiron versucht in seinen Kompositionen freies Musizieren in Zusammenhang mit rhythmisch-metrischen Fibonacci- und Lucas-Proportionen und seinen neuentwickelten Prinzipien der „Feldtonalität“, „Holontonalität“ und der „Zehntonalität“ („Dekatonie“) zu verbinden, um die alten, inzwischen zur Konvention erstarrten Prinzipien der Taktmetrik, Tonalität, Atonalität, Zwölftonalität, sowie der Modalität mit begrenzter Transposition überwinden und zu einer neuen, lebendigen Einheit verschmelzen zu können. Seine Kompositionsmethodik ist ein „work in progress“ und wird ständig aufgebaut und erweitert, wobei die Zwischenstadien in einigen Schriften festgehalten werden.

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Avreml der marvikher/Jossele/Shloymele

Stefan Mosemann


Stefan Mosemann studierte Gesang an den Hochschulen für Musik in Köln. Seine Lehrer waren Anthony Baldwin, Edda Moser und Kai Wessel. Bereits während des Studiums debütierte er als Ottokar im Freischütz von Carl Maria von Weber am Teatro Castro Alves in Brasilien unter Ulrich Vogel. Zu seinem Reperoire zählen inzwischen Partien wie Don Giovanni, Almaviva, Papageno, Silvio, Valentin, Beckmesser, Eisenstein sowie weitere. Stefan Mosemann wirkt regelmäßig im Konzertbereich und hat hier die großen Oratorien interpretiert. Auslandsreisen führten ihn nach Polen, Tschechien, Italien, Brasilien, in die Schweiz und die USA. Im Liedgesang verbindet ihn eine ständige Zusammenarbeit mit der Pianistin Wakana Yamazaki.

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Sheyndele (Das Lidele) /Dibbuk

Verena Hierholzer


studierte Musikwissenschaften, Kunstwissenschaften und moderne Philosophie an der University of Chicago (USA) und an der Universität Köln sowie Bühnentanz an der Kunsthochschule Arnheim (Niederlande). Tänzerin und Choreografin u.a. am Theater Magdeburg, Teatro Nacional São Carlos in Lissabon, an der Staatsoper Odessa, am Opernhaus Wuppertal und an der Staatsoper Hamburg. »Dämon« in der Wuppertaler Produktion von Wolfgang Fortners »Bluthochzeit«, die auch auf DVD (Wergo) erschienen ist. In der Deutschen Erstaufführung des Musicals »Chaplin« am Theater Osnabrück kreierte sie die Figur des Charly Tramp (2018), an der Oper Köln die »Olympia« in der Uraufführung von Christian von Götz’ Offenbachiade »Je suis Jacques« (2019). An der Oper Leipzig 2019/20 Samiel in »Der Freischütz« und der Bär in »Die verkaufte Braut«.

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Chava, di gefalene, Lola, Reysele

CSILLA CSÖVARI


Die ungarische Sopranistin Csilla Csövari studierte an der Franz-Liszt-Akademie für Musik in Budapest. Meisterkurse bei Kiri Te Kanawa, Kurt Moll, Éva Marton, Krisztina Laki und Júlia Hamari. 2014 nominierte die Zeitschrift »Opernwelt« sie für ihre Interpretation der Xuscha in »Djaizat al salam – Friedenspreis« (Musikdebatte Köln) als »Sängerin des Jahres«.

Ab der Spielzeit 2010/2011 war sie Ensemblemitglied der Oper Köln und sang dort Blonde in »Die Entführung aus dem Serail«, Stasi in »Die Csárdásfürstin« sowie in der Uraufführung von Stockhausens Sonntag aus Licht«.2014/2015 ging sie als Ensemblemitglied fest ans Staatstheater Nürnberg, wo sie daraufhin Partien wie Sand- und Taumännchen (»Hänsel und Gretel«), Waldvogel (»Siegfried«), Oscar (»Un ballo in maschera«), Susanna (»Le nozze di Figaro«), Musetta (»La bohème«), Frasquita (»Carmen«), Amour und Zima (»Les Indes galantes«), Zerlina (»Don Giovanni«) und Gilda (»Rigoletto«) interpretierte. Von 2016 - 2020 fest im Ensemble des Gärtnerplatztheater München.

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Blume, Shifrele, di oreme kremerin, di kortnleygerin

Dalia Schaechter


Dalia Schaechter ist im Kibbutz Barkai, Israel, geboren und aufgewachsen. Sie studierte Gesang an der Hochschule für Musik in München. 1988 wurde sie an das Studio der Wiener Staatsoper engagiert. Sie arbeitete an der Wiener Staatsoper, der Staatsoper Berlin, an der Deutschen Oper Berlin, dem Théâtre du Châtelet Paris, der Staatsoper München, der Oper Zürich, dem Teatro Real Madrid, dem Teatro Communale di Bologna u. a. mit Dirigenten wie Claudio Abbado, Daniel Barenboim, Georg Solti, James Levine, Lorin Maazel und Christian Thielemann zusammen. Seit 1995 ist Dalia Schaechter Mitglied des Ensembles der Kölner Oper. 2008 wurde sie mit dem Titel Kammersängerin geehrt. Neben ihrer Tätigkeit auf der Opernbühne widmet sich Dalia Schaechter der Verbreitung des jiddischen Liedguts.

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Mordechai Gebirtig

Egmont Elschner


Egmont Elschner Der 1947 in Jena geborene Regisseur, Schauspieler, Dramaturg und Theaterleiter hat sich über 40 Jahren mit der jiddischen Sprache künstlerisch auseinandergesetzt. Als Regisseur hat er an vielen Stadt-und Staatstheatern inszeniert, u.a. in Tel-Aviv, Dortmund und Magdeburg. Er war Chefdramaturg an den Städtischen Bühnen Dortmund, Schauspieldirektor in Zwickau und Intendant an den Landestheatern Neuss und Wesel. Außerdem arbeitete Egmont Elschner regelmäßig als Sprecher und Redakteur für Hörfunk und Fernsehen. Diverse Lehrtätigkeiten im Bereich Mediendidaktik, Dramaturgie, Theater- und Filmgeschichte runden sein immenses künstlerisches Wirken ab.

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BERITTAN AKCA


Die 1998 geborene Berittan Akca hat sich schon seit ihrer Schulzeit mit der jiddischen Kultur und Sprache auseinander gesetzt. Neben ihrem Studium arbeitete sie an verschiedenen Theater- und Opernprojekten mit Regisseur Christian von Götz zusammen. Seit diesem Jahr ist sie zusätzlich fest im dem von Musikdebatte Köln.